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  • Julian

Platten des Jahres: Gitarren & Indie

Zugegeben: Wenn man etwas näher ranzoomt, dann versteckt sich unter "Gitarren&Indie" ganz viel Unterschiedliches wie u.a. Shoegaze, Blues, Postpunk und Rock. Nicht zuletzt meine Tätigkeit bei Greyzone Concerts hat mich noch mehr zurück zu diesen Stilen gebracht, denn euer Schlingel war in den frühen 00er Jahren mal ein enthusiastischer Indie Boy. Dann verlief sich die Begeisterung in andere Richtungen. In diesem Jahr kamen einige gute Platten aus der Richtung raus. Alle tollen VÖs aus diesem Jahr findet ihr in meiner Spotify Liste "2023 Picked by Schlingel Entertainment"


Culk - Generation Maximum


Culk ist eine tolle Band aus Wien, die dieses Jahr mit "Generation Maximum" für ein großes Highlight gesorgt hat. Am 7.Februar spielt Culk im Urban Spree in Berlin. Für die Visions schrieb ich über die Platte:


"Die teils dunkle Grundstimmung reimt sich auf die Produktionsweise von Shoegaze-Vorgängern und dennoch stecken Culk in einem eigenen Soundgewand. Sophie Löw murmelt und knibbelt sich sehr wirkungsvoll durch die Songs. Die Texte reflektieren das Innen und Aussen auf teils kunstvolle, teils plakative Weise.

Ihre großen Stärken zeigt Löw in stimmlichen Höhen, wo sich die ganze Zerbrechlichkeit und Kraft ihrer Stimmungen entfaltet.

Die Basis bildet eine oft dunkle Melodik, die mal noisig, mal breitwandig konterkariert wird. Der Mut zu dekonstruieren und Grundstimmungen innerhalb eines Songs zu ändern macht die Platte variantenreich.

Die Band aus Wien kreiert Wechselspiele aus Kühle und Zugänglichkeit in Melodien und Produktion und tariert das Verhältnis aus Konzept und Intuition fein aus."



Geese - 3D Country


In meinem Artikel zur VÖ von Geese schrieb ich im Juni hier im Blog:


Achja: eine Platte, "3D Country", die zweite nach "Projector" wurde am Freitag auch noch veröffentlicht und natürlich ist sie multidimensional und toll geraten. Der Amricana/Blues passt gut in die transzendente Widersprüchlichkeit einer Band, die an Rock-Dogmen rüttelt. Aber eben nicht um sie zu zerstören, sondern um die Grenzen des Genres so zu erweitern, dass alles seinen Platz hat. Völlig irre Wendungen, Skalen-Weirdos, Genre-Überwinder, ein extensiver Jambandansatz, Queerness, Grooves ohne Ende, experimentell-künstlerische Verdeutlichung und eine erzählkräftige Poesie. Winter erzählt leitbildgebend von einem Cowboy, der orientierungslos durch sein Leben und die zerfallende Welt, aber eben auch durch ein Land stolpert, das zu seiner eigenen Karikatur wird. So explizit würde Winter das nie texten, aber es schwingt eine paranoide und abgründige Grundnote in vielen Texten mit, die sich im persönlichen Bann bricht. Liebeslieder schreibt Winter auch noch in subliminaler Schönheit. Nebenbei hat der Sänger ein unheimliches Gespür für komplexes Songwriting und treffsichere Catchphrases, die die Grundmessage zusammenfassen. Musikalisch nehmen Geese Bluesrock, Psychedelia, Americana, Hard Rock bis Indie auseinander und setzen die Trümmer wieder zusammen.

Husten - Aus einem nachtlangen Jahr


Für die Visions schrieb ich über Hustens "Aus einem nachtlangen Jahr" und so klang das:


"Gleich der Opener „Bis morgen dann“ setzt den Ton. Leise, fast flüsternd geht es mit Knyphausens, in Songs gegossener Lyrik los und eskaliert in einem alles wegblasenden Crescendo in Wand-aufbauendem, noisigen Rock. Zusammengehalten wird die Platte eh nicht durch klare Stilistik, sondern durch ihre Grundstimmung, die mit herbstlich noch zu heiter beschrieben ist.

Der Schmerz ist groß und so hängt über weiten Teilen von Aus einem nachtlangen Jahr eine Melancholie, die zuweilen ins Dunkle kippt, sich dank Texten, Arrangements und Sounds aber in Tiefe zeigt. Singend, flüsternd, japsend, sprechend, dann fast schreiend meiselt Knyphausen Ohrwürmer ins Gehirn. Am schönsten wird es bei Achim, du Träumer oder dem experimentellen Auf der anderen Seite der Angst, das von einem losgelösten Schlagzeug, ausfransenden Arrangements und dekonstruierenden Vocal Effects getragen wird. Doch auch kompakt gehört zum Husten-Repertoire, wie in der angepunkten Indie-Perle Lass mich bitte nicht in Ruh´, dem Strokes-Wiedergänger Nüchtern im Club(Nihilistendisko) oder beim hübschen Duett Flamingo Hotel."


Robocop Kraus - Smile


Auch über meine ewigen Helden Robocop Kraus habe ich meine Fuffzich Pfennich auch schon im Blog gelassen:

Nahtlos und doch sich selbst weiterentwickelnd knüpfen die Robocops auf "Smile" an das eigene Werk an. Zuweilen geht es etwas grooviger und entspannter zu, wie auf dem tollen "Cannonball" oder "Boy´s no good". Die Kombination aus Synthies und Gitarren bekommt hierzulande auch 2023 kaum jemand so stilsicher und beglückend hin. Egal ob sanfte, träumerische Songs, oder nach vorne gehende Robocop-Discopunk-Hymnen, alles findet seinen Platz auf "Smile" "World/Inferno" huldigt dem befreundeten, im letzten Jahr verstorbenen Sänger von World Friendship Inferno Society Jack Terricloth. "On Repeat" hätte so auch auf "Blunders &Mistakes" gepasst, "What I wanted" zum Frühwerk, "Innocent fun" fast auf "Living with other people". Und so klingt "Smile" wie ein Best Of von nie veröffentlichten Tracks, die hier und da auch neue Wege weist wie "Cannonball", das fast folkig beginnt und in der Folge mit herrlich zurückgelehntem Orgelsound ganz neue Höhen erreicht. Herrlich! Oder "The Foul Stench of Our Time", dem unerwarteten Gruß aus der Robocop-Kombüse, dessen schrammeliger Punk nicht so recht zur Diskografie passen will, aber einen weiteren Farbtupfer beiträgt.

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