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  • Julian

Buchclub: Ocean Vuong - Auf Erden sind wir kurz grandios

Der Lyriker Ocean Vuong ist mit einer gefeierten und bildgewaltigen Schreibe ausgestattet. In seinem Debütroman "Auf Erden sind wir kurz grandios" beweist er dass er auch Geschichten zu Ende erzählen kann, zündet ein Coming Of Age-Feuerwerk und hangelt sich in Sequenzen kunstvoll an Themen wie Fluchtgeschichte, Missbrauch, queerer Liebe und US-amerikanischer Gesundheitskrise entlang.


Große Autorinnen und Autoren eröffnen für Leserinnen immersive Welten, in denen gefühlt, manchmal auch gesehen, gerochen oder gehört werden kann. "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist so ein Werk, in dem Welten auferstehen und sich Dinge, die einem fremd sind, komplett nah anfühlen. Ihm gelingt ein stechender, wie liebevoller Blick auf die krummen Buckel, rissigen Hände und kaputte Lungen einer Einwanderergesellschaft. Vuong beschreibt eine erste Migrantengeneration, die immer an der Schwelle zum Armutselend einem immer verblassenderen Traum hinterherhecheln, der sich im besten Fall für die nachfolgenden Generationen erfüllen wird. Die eigene Elterngeneration wird zärtlich und schonungslos zugleich gezeichnet, beschönigt nichts, lässt seinen Protagonisten unter alldem brutal leiden, extrem lieben und bürdet seiner Hauptfigur größte Schmerzen auf, was der Geschichte noch mehr Tiefe verleiht. Zuweilen kippt der Roman arg ins Lyrische, was zwar wunderschön umgesetzt, aber eben nicht jeder gefällt.

Vuong beschreibt auch die Natur und deren Kultivierung so gut, dass sie neben einem zu wachsen zu scheinen. Noch nie haben Pflanzen bildhafter geblutet, sind Nadeln riechbarer auf regennassen Waldboden gefallen, sind geerntete Tabakpflanzen sichtbarer sortiert worden.


"Auf Erden sind wir kurz grandios" ist ein tolles Buch, für das man sich Zeit nehmen kann. Die Schreibweise und Geschichte des Romans so intensiv, wie es selbst Literatur selten ist und deswegen völlig zurecht mit Preisen überhäuft.



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