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  • Julian

Schlingel-Schnipsel #0: Alles hinschmeissen!?

Dies ist Ausgabe 0 einer neuen Idee. Eine Kolumne aus Schnipseln der Woche. Dinge, die ich gesehen oder gelesen habe, Themen die drängen, Erlebnisse und Erinnerungen. Gedanken aus dem Maschinenraum. Es ist ein Versuch und ich freue mich über Feedback.


Neulich dachte ich kurz, dass ich alles hinschmeissen werde. Also das mit dem Bloggen. Der Grund war banal: Ich hatte mich über eine meiner eigenen Formulierungen in meinem eigenen Telegram Newsletter geärgert. Und beim Nachdenken über diese seltsam übertriebene Reaktion, kam mir ein Meme in den Sinn, das ich jetzt nicht mehr finde. Eine Figur, einmal euphorisch mit den Händen in den Höhen, einmal deprimiert auf den Boden blickend. Darüber steht jeweils: "No one cares". Es ist die Perspektive, du Dummerchen, dachte ich mir dann.


Und für wen oder was mache ich das eigentlich mit dem bloggen!? Ehrlich gesagt: Für mich selbst und aus Notwehr. Irgendwo muss das alles hin, was ich so höre, lese, was ich feiere, wie ich denke, was mich ärgert oder frustriert. Eine Prise Ablenkung, die einem Selbstwirksamkeit vorgaukelt, ist auch dabei. Ja, Ablenkung spielt ne große Rolle, denn eigentlich ist einem ja nicht nach leichter Unterhaltung und Zerstreuung. Der Zeitgeist zu destruktiv. Die Lage zu deprimierend. Die Aussichten düster. Aber gerade deswegen ist die Hinwendung zur Kultur und zur Kunst ein herzlich gemeinter Fickfinger des Eskapismus. Eine Hinwendung zur Schönheit in einem Meer aus Düsternis. Und weil das auch schon wieder viel zu groß ist, hier ein süßes, harmloses Bild:



Es ist aber halt nicht alles Katzenbabys. Letztens las ich, dass Alla Pugatschowa, eine mir bis dato unbekannte Pop-Diva aus Russland, auf Instagram ein gesalzenes Statement gegen den Krieg des russischen Staates gegen die Ukraine verfasst hat. Sie schrieb, dass sie nicht "unsere Jungs für illusorische Ziele opfern will" und bei allem mir fremden militärischem Pathos: irgendwie bewundere ich das. Sie ist anscheinend too big to Straflager, aber sie hat das Maul aufgemacht und erreicht sicherlich auch ein paar mehr Leute, als eine Punkband aus St.Petersburg, die niemand kennt und dafür wahrscheinlich am nächsten Tag im Gula....äh, Sibirien landen würden. Ich fragte mich: Was wäre das deutsche Äquivalent zu Alla Pugatschowa? Helene Fischer, die Olaf Scholz den Hintern aufreisst, weil er sehenden Auges weite Teile der Unter- und Mittelschicht in die Armut schickt. Oder Florian Silbereisen, der den rassistischen Bullenstaat anzählt. Naja.


Von den großen Themen zu den etwas kleineren. Letzte Woche war ich bei der Premiere von " La Voix Humaine" vom Monstress Mess-Kollektiv. Das ist ein tolles Theaterstück mit Live Sound von Ekheo. (Disclaimer: Die wunderbare Aude Langlois spielt da mit) Das Stück, frei nach Jean Cocteau´s legendärer Monooper, ist absolut fantastisch und ich rate allen sich das ganze am 6./7.Oktober in der Brotfabrik anzusehen. Eine ausführliche Rezension gibt es demnächst hier.


Ansonsten habe ich am vergangenen Wochenende für "Die schöne Party" von radioeins als Schall&Hauch(also mit Walter Marinelli) im Frannz Club aufgelegt. Ich glaube, es war das mittlerweile fünfte oder sechste Mal(Ich spielte da auch schon mal als The Carlson Two, damals noch in der Kalkscheune). Ich mag es bei der schönen Party immer mehr, nicht nur deswegen, weil wir von 21 bis 4 Uhr den dritten Floor bespielen und musikalisch entsprechend einfach tun und lassen können, was wir wollen. Eine kleine, dunkle Höhle im Salon des Frannz. Keine große Bühne, in der Hits erwartet werden. Der nischige Floor, in der sich dann alle versammeln, die nicht nur ihren Initialreiz mit Hits befriedigen lassen wollen, sondern auch zu ihnen komplett unbekannter Musik feiern. Auch schön ist bei "Die Schöne Party", dass man als DJ in seinen späten Dreissigern mal den Altersschnitt senkt statt erhöht.

Der nächste Schall&Hauch Gig steht auch schon bald ins Haus: Am Sonntag, 25.09. im Crack Bellmer, das dann zum Clean Bellmer wird, weil: Sober Rave! Kein Booze an der Bar. Perfekt um sich gediegen in die neue Woche wiegen zu lassen. Vielleicht reißen wir musikalisch aber auch komplett ab. Wir werden sehen.


Im Kino war ich auch: 3000 Years of Longing mit Idris Elba als Dschinn und Tilda Swinton als Narratologie-Wissenschaftlerin. Es geht um einen Geist, der seine Lebensgeschichte erzählt, aber eigentlich geht es um die universelle Frage nach Hoffnung, Erlösung und Alleinsein. Das Ganze ist recht spektakulär produziert, was die bisschen dünne Storyline ausgleicht. Nett anzusehen ist die George Miller-Produktion alleine schon wegen Swinton und Elba. Für ne volle Rezension hat es nicht gereicht, aber gerade für ein bisschen Zerstreuung ist der Film sehr geeignet.


In der arte-Mediathek läuft gerade eine ziemlich gute Serie namens Pure. Es geht um eine junge Frau, die unter sexualisierten Zwangsgedanken leidet. Zwangsgedanken sind wie Zwangshandlungen Teil der Zwangsstörungen, die wiederum im Bereich der neurotischen Erkrankungen angesiedelt sind. Die Symptome sind sehr belastend, weil sie oft sexuelle, Tabu-behaftete oder gewalttätige Inhalte haben. Das kann für Betroffene sehr quälend sein und andere Probleme mit sich ziehen. Genau darum geht es in Pure. Vielleicht werde ich die Serie hier mal ausführlicher besprechen.


Die Rockband Elder ist aus ihrer USA Tour wieder da und hat am Donnerstag das SO36 abgerissen. Es war richtig krass. Hab die mittlerweile zum dritten Mal dieses Jahr gesehen. Diese Mischung aus Härte, psychedelischen Klanglandschaften und extrem starker Technik ist ziemlich einzigartig. Mit dem Gitarristen Michael Risberg habe ich mal ein trippiges Mixtape aufgenommen. Das kann man sich hier anhören


Weiterhin ofenfrisch sind die Rezension von Anna Erhard´s Campsite und das Interview mit Vamilienfa†er !

Anfang kommende Woche gibt es den nächsten Schwung Content u.a. mit einer Review von einem Album meiner absoluten Lieblingsbands, die mal eben das beste Album ihrer langen Karriere rausgebracht haben!


Euer Schlingel


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Folgt mir gerne auf....







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