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  • Julian

Platten, die die Welt bedeuten: Cody Currie - Lucas

Aktualisiert: 9. Jan.

Nach einem Haufen EPs und Singles hat Cody Currie endlich seine Debüt-LP rausgebracht. Es ist der sanfteste Arschtritt Richtung Dancefloor, den man sich vorstellen kann.


So richtig aufzudröseln ist die Debüt LP von Cody Currie, angesichts der schieren Masse an Einflüssen nicht. Also versuchen wir es mit einer Annäherung. Auf Lucas hören wir äußerst smoothe, wenn auch ordentlich Synthie-lastige Basslines, die in ewigen Mantren so etwas, wie die Grundstruktur der Platte liefern. Die Drums sind eher LoFi produziert, was die Klassifizierung House not House geradezu herausfordert. Beispielhaft ist da beispielsweise der zweite Track Money, der so extremst geschmeidig und organisch klingt, dass man gar nicht richtig merkt, mit was für einem unfassbar schiebenden Hit man es zu tun hat.


Wie der Herr, so des Gscherr


Money und die Platte von Cody Currie liegen damit ganz auf der Linie des Labels, auf dem die Platte erschien. Toy Tonics hat sich mittlerweile als Trademark für einerseits lieblich-smoothe Produktionen und andererseits unterschwellig schwer groovende Subdisco-Banger etabliert. Produktionen und Jams von Toy Tonics kehren sich bewusst ab von brutalstem Durchgestampfe und hartem Techno, frönen aber trotzdem einer Vorliebe für elektronische Sounds, aber eben die discoidere, man möchte fast sagen poppigere Variante.


Eine hierfür beispielhafte Platte, die trotzdem sehr viel Eigensinn aufweist ist "Lucas" allemal. Geschickt eingestreute Discoelemente, eine Produktion, die live klingt, noch dazu mit so viel Soul ausgestattet, dass es eine wahre Freude ist. Aber da bleibt "Lucas" eben nicht stehen. Es finden sich lasziv gesungene Songs wie That Stick, die ihre Vorbilder eher im RnB und Funk zu haben scheint. Oder die hyperventilierende Uptempo Housenummer Danger. Oder jazzige Housetracks wie Boys. Oder Brazil Smoothness wie auf The Returner.


Von einem Kaninchen wund gestreichelt


Dass wir uns nicht falsch verstehen: Trotz unterschiedlichster Einflüsse hat "Lucas" einen roten Faden und das ist neben dem herrlich naiv-verzärtelten Gesang, eben auch die Produktionsweise, die das Gegenteil von ausproduziert ist. Hier wird bewusst auf die durchdrückende Bassdrum verzichtet, was die Wirkung als Tanzplatte, umso erstaunlicher macht. Die neue Smoothness geht den ganzen Weg und groovt, dank geschickt eingefädelter Rhythmuselemente, wie Percussions, die teilweise klingen wie eingesungen. Oder tatsächlich eingesungen oder so reingemurmelt sind, das man sie eher im Bereich des Paraverbalen verorten will.


Nach dem Hit ist vor dem Hit


Weitere Highlights der Platte sind z.B. Night Sky, mit Eliza Rose: auch wieder so eine verkappte Housenummer, die sich in die Ohrwascheln fräst und da auch so schnell nicht mehr rauskommen will.

Oder De Ja Vu, was in dieser Form oder ähnlich auch von Post HipHop Produzenten wie S.Fidelity kommen könnte. Überhaupt ist der entsprechende Flavour und dessen extreme Anschlussfähigkeit an andere Genres offensichtlich auch eine Inspiration für Currie.


Über der ganzen Platte hängt eine herrlich introvertierte Lässigkeit, die trotzdem hier und da nach vorne geht und sich langsam durch Hörgänge, Hirn und Herz in die Beine vorarbeitet. Und da dann einfach das vollendet, wofür "Lucas" angetreten ist: Der smoothen Tanzbarkeit zu frönen. Herrliche Platte.


Cody Currie "Lucas", 28.Oktober, Toy Tonics





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