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  • Julian

Ich glotz TV #5: Der Schwarm, Der schlimmste Mensch der Welt u.a.

Rauf und runter wird aktuell die im ZDF ausgestrahlte Verfilmung von Frank Schätzings "Der Schwarm" diskutiert. Schätzing selbst findet die Serie eher schwach: "Zusammengeschusterter Unsinn" & "rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV" usw.

Ich habe das Buch nicht gelesen und kann folglich nur die Serie einordnen. Und hier zeigt sich trotz internationaler Besetzung und Produktion ein Hauptproblem vieler deutscher Serienformate: So richtig waghalsig oder innovativ wirkt die Serie nicht. Trotz Rekordbudget und einem durchaus spannenden Stoff fehlt jeder Überwältigungseffekt und das ist dann schon bitter, angesichts Sprengkraft des Themas und möglicher Bilder. Alles bleibt relativ dröge und auch Schätzings Kritikpunkt, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler unterfordert sind, ist nachvollziehbar. Spannend ist es trotzdem, hängen bleibt allerdings wenig.


Richtig ergriffen hat mich hingegen der Film "Der schlimmste Mensch der Welt", der norwegische Beitrag für die Oscars im Jahr 2021. Im Zentrum der Erzählung steht Julie, eine 30-jährige Frau, die ziellos durch ihr Leben wandert, sich durch Jobs und Beziehungen schlängelt, nur um dann doch mit existenziellen Fragen konfrontiert zu werden. Das Drama, das auch eine RomCom mit leisem Witz ist, glänzt mit einer wunderbaren Atmosphäre, einer bestechenden Nüchternheit der Bilder, einem sich eher beiläufig aufbauenden Drama, einem fantastischen Blick auf zeitgenössische Beziehungsthemen und einer tollen Besetzung. Der ganze Film schafft es trotz unspektakuläre Aufmachung zu fesseln und am Ende wird es sehr berührend. Absoluter Tipp!


Ein ganz anderes Terrain bespielt "Cunk on Earth". Die Mocumentary handelt in sechs Folgen die Geschichte der Menschheit ab und macht sich mit Hilfe der Investigativjournalistin Philomena Cunk über das Genre der Dokuserien lustig. Cunk, großartig gespielt von Diane Morgan(u.a. Afterlife) huscht durch die Geschichte der Menschheit und stellt dazu hochdekorierten Wissenschaftlern grotesk naive Fragen. Eine großartige Satire über Journalismus, Wissenschaft und Geschichtsschreibung, die nebenbei illustriert, wie schwer es ist, über Fakten zu diskutieren, wenn diese angezweifelt werden. Und so wohnt der großen Komödie auch eine aktuelle Tragik inne, die "Cunk on Earth" Relevanz verleiht.

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