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  • Julian

Buchclub: Rezension Hengameh Yaghoobifarah - Ministerium der Träume

"Ministerium der Träume", Hengameh Yaghoobifarah, 384 Seiten, Blumenbar, Februar 2021


Yaghoobifarah legte sich in einer taz-kolumne mit der halben(tendenziell rechten) Bundespolitik an, wurde von der eigenen Chefredakteurin kritisiert, halt ganz allgemein eine spitze wie virtuose Feder und ist der Albtraum aller Konservativen, Rechten und auch einiger Menschen, die sich politisch in der Mitte verorten: Hengameh Yaghoobifarah scheint publizistisch vor gar nichts Angst zu haben, was schon mal eine vortreffliche Ausgangslage für den eigenen Debütroman darstellt.


Schmerzpunkte im Dickicht des Lebens


Yaghoobifarah geht auch in "Ministerium der Träume" dahin, wo es weh tut. In diesem Fall sind es transgenerationale Traumavererbung, rechtsextremer Aktivismus und die migrantische Gegenbewegung, die im realen gesellschaftlichen Leben in den letzten Jahren, man möchte sagen endlich, einen leichten Aufschwung erlebt. Postmigrantische Stimmen verbinden sich, erhalten Einzug ins Feuilleton und in die Buchbranche. In "Ministerium der Träume" kämpft sich die queere Türsteherin Nas durch das Dickicht und die Dramen des eigenen Lebens. Die eigene Schwester Nushin tot, plötzlich ist Nas nicht nur Tante sondern auch Ersatzmutter einer Teenagerin und dazu kommt der tägliche Hustle eines Migrantenkindes, das nirgendwo so richtig reinzupassen scheint, während sich am Horizont die erschütternde Wahrheit des vermeintlichen Suizids der Schwester zusammenbraut. Nas macht sich auf der Suche nach Antworten auf die Reise zum Freundeskreis ihrer Jugend und deckt dabei Schicht für Schicht vermeintliche Gewissheiten ab.


"Ministerium der Träume" ist ein rasanter Familienroman, der in Sprache, Protagonistinnen und Plot selten Gelesenes vereint. Noch dazu ein fantastischer Buchsoundtrack! Absolute Leseempfehlung!



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